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Nicht vom Winde verweht

SCARLETT O' zwischen Folk, Chanson und Kabarett

Ankündigung zur Sendung "Querköpfe" / Deutschlandfunk am 02.04.03 von Stephan Göritz

SCARLETT O' wurde einst bekannt als Sängerin der Gruppe Wacholder, die sich in der DDR dem Folksong verschrieben hatte. Mit Spürsinn gruben die listigen Musikanten Lieder aus, die in vergangenen Jahrhunderten von wandernden Handwerkern gesungen wurden und die ihre provokante Aktualität bewahrt hatten. Getarnt als "kulturelles Erbe der arbeitenden Bevölkerung" konnte so manch kritischer Gedanke an den Zensoren vorbeigeschleust werden.

In den neunziger Jahren begann sie eine Solo-Karriere als SCARLETT O' (in Anspielung auf jenen Film, den einst ihre Mutter kurz vor Scarlett's Geburt im Kino sah). Noch heute erinnern die Melodien an Folk-Balladen, und auch ihr Wunsch, Geschichten zu erzählen, die über den engen Rahmen privater Beziehungen hinausgehen, wurde keinesfalls vom Winde verweht. Die Ansagen zwischen den Liedern wuchsen im Laufe der Jahre zu unverwechselbaren Monologen von Scarlett-typischer Poesie und Skurrilität.

Ob in ihren eigenen Programmen "Zum Beispiel Nilpferde" und "Männerlieder - Ein Junge weint nicht" oder mit ihrem Abend über den einst aus Deutschland verjagten UFA-Komponisten Werner Richard Heymann - immer möchte SCARLETT O' die erreichen, die weder mit den Wölfen heulen noch mit den Lämmern schweigen.